Personal finden, ohne sich zu verbiegen

Gute Leute fallen in der Oberlausitz nicht vom Himmel, und das ist auch kein Geheimnis. Eine Anzeige bringt nur dann passende Bewerbungen, wenn sie ehrlich und konkret ist. Schreiben Sie Arbeitszeiten aus, nennen Sie einen Ansprechpartner, erklären Sie, wie die Einarbeitung abläuft und welche Unterstützung es in den ersten Wochen gibt. Eine realistische Lohnspanne gehört hinein, sonst rutscht die Anzeige in Portalen und Job‑Apps nach hinten. Probearbeiten dient bei uns nicht als Druckmittel, sondern als gegenseitiges Kennenlernen mit klaren Aufgaben und einem festen Zeitfenster. Ein einfacher Onboarding‑Plan hilft allen: Checkliste für Tag eins, wer zeigt was, wann gibt es Feedback, welche Standards gelten. Wer in der ersten Woche Orientierung bekommt, bleibt länger und macht weniger Fehler. Und noch ein Punkt, der oft unterschätzt wird: Ein freundlicher, verbindlicher Umgangston im Team wirkt stärker als jede Prämie, weil er die Stimmung über ganze Schichten trägt.

Prozesse aufräumen: kleine Standards, große Wirkung

Bevor neue Technik angeschafft wird, lohnt der nüchterne Blick auf die Speisekarte und auf die Abläufe. Eine kleinere, sauber kalkulierte Auswahl senkt Wareneinsatz und Nervenverbrauch spürbar. Drei starke Vorspeisen, fünf Hauptgerichte, zwei Desserts sind für viele Häuser realistisch und gut zu beherrschen. Portionen definieren wir einmal schriftlich, inklusive Grammaturen, Anrichte und Ausschankmengen. So kocht jede Schicht gleich, Reklamationen gehen zurück, und die Kalkulation hält auch an stressigen Tagen. Eine fünfminütige Übergabe am Schichtbeginn klärt Zuständigkeiten, Reservierungen, Sonderwünsche und Engpässe. Ein kurzer Abschluss blickt auf Ausreißer und sichert, dass die wichtigsten Informationen nicht am Tresen versanden. Kleine Standards machen aus Improvisation wieder Handwerk, das planbar ist und Mitarbeitende entlastet.

Digitale Sichtbarkeit: erst die Basics, dann der Rest

Die meisten verlieren Gäste an Kleinigkeiten, nicht an der Konkurrenz. Im Google‑Unternehmensprofil stehen andere Öffnungszeiten als an der Tür, die Telefonnummer ist nicht antippbar und der Reservierungslink führt ins Leere. Lösen Sie zuerst diese Basics, bevor Sie die nächste Social‑Media‑Idee starten. Pflegen Sie die Zeiten inklusive Feiertage, hinterlegen Sie eine erreichbare Telefonnummer und veröffentlichen Sie die Speisekarte als Text mit Preisen. Zwei frische Fotos vom Gastraum, eins von außen und die zwei beliebtesten Gerichte reichen völlig, um einen ehrlichen Eindruck zu vermitteln. Die Website sollte auf dem Handy schnell laden, übersichtlich sein und klare Kontaktwege bieten. Wenn Sie doch ein PDF für die Karte brauchen, reduzieren Sie die Dateigröße und verlinken zusätzlich eine textbasierte Version. Was danach kommt – Posts, Reels, Newsletter – funktioniert erst richtig, wenn die Grundlagen stimmen.

Regionale Produkte nutzen und sichtbar machen

Regionale Küche trägt, wenn sie auf der Karte Hand und Fuß hat. Ein saisonales Gericht mit Herkunft und kurzer Erklärung funktioniert besser als fünf unausgereifte Ideen, die das Team überfordern. Nennen Sie den Hof, schreiben Sie einen Satz zur Besonderheit und kalkulieren Sie so, dass die Marge passt und die Portionen konstant bleiben. Platzieren Sie das Gericht dort, wo es jeder findet, und briefen Sie das Team, warum es wichtig ist und wie man es erklärt. Im Stammtisch teilen wir Lieferkontakte, Mindestabnahmen und Lieferbedingungen, damit nicht jeder dieselben Telefonate führen muss. Manchmal passt regional nicht zu Preis, Menge oder Logistik – dann ist Ehrlichkeit besser als Etikettenschwindel. Gäste merken, wenn etwas glaubwürdig ist, und belohnen es mit Weiterempfehlungen und Wiederbesuchen.

Marketing ohne Nebelmaschine

Eine Aktion ist gut, wenn sie Gästen das Entscheiden erleichtert und den Buchungsweg klärt. Ein gemeinsamer Themenmonat zur Oberlausitzer Küche braucht feste Eckpunkte: Zeitraum, ein Gericht pro Haus, ein Preisrahmen und ein verbindlicher Reservierungsweg. Jedes Haus liefert zwei gute Fotos und einen kurzen Text; wir bündeln die Informationen und verbreiten sie über Website, Google‑Profile, Tourist‑Informationen und Presse. Danach zählen wir grob: Anfragen, Reservierungen, Rückmeldungen im Service und Reichweite der Inhalte. Das ist keine Wissenschaft, aber es zeigt, was wirkt und was beim nächsten Mal anders laufen sollte. Vorlagen stellen wir bereit, damit auch kleine Teams mit wenig Zeit loslegen können. Wer keine Kapazität hat, steigt im nächsten Durchlauf ein – Hauptsache, die Regeln bleiben gleich, damit Gäste sich orientieren können. Wichtiger als Perfektion ist Verlässlichkeit, denn sie baut Vertrauen auf und spart Diskussionen im Tagesgeschäft.

Hygiene, Recht, Dokumentation – ohne Drama

HACCP, Allergene und Arbeitszeitrecht sind unbeliebt, retten im Zweifel aber den Betrieb. Wir halten die Dokumentation schlank und nutzbar, statt Papier für den Ordner zu produzieren. Reinigungslisten hängen dort, wo sie gebraucht werden, und sind in zwei Minuten erledigt. Temperaturkontrollen sind kurz und eindeutig, werden unterschrieben und landen im gleichen Heft. Die Allergenliste passt zur Karte und wird bei Änderungen mitangepasst, damit der Service nicht raten muss. Schulungen bleiben knapp, Ergebnisse werden notiert und sind für Kontrollen greifbar. Wenn Behörden kommen, liegen Unterlagen bereit, und die Gespräche bleiben sachlich. Das nimmt Druck aus dem Team und schafft Freiraum für die eigentliche Arbeit am Gast.

Häufige Fehler und wie man sie vermeidet

Fünf Dinge, die Sie morgen anpacken können

  1. Google‑Profil prüfen: Zeiten, Telefonnummer, Feiertage, Reservierungslink, Speisekarte als Text.
  2. Speisekarte um zwei Gerichte kürzen und ein saisonales Gericht mit Herkunft ergänzen.
  3. Übergabe‑Checkliste schreiben, heute testen und morgen nachjustieren.
  4. Drei neue Fotos: Außen, Innen, Lieblingsgericht. Hell, ehrlich, ohne Filter.
  5. Zum nächsten Stammtisch kommen und eine konkrete Frage mitbringen. Zwei Punkte direkt umsetzen.

© Oberlausitzer Wirtestammtisch

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